Mittwoch, 13. Februar 2013

Kettensäge versus Zensurschere (The return of Leatherface)

Nelson Mandela ist ein Mensch, der weltweit bekannt ist, zumindest seinen Namen hat jeder schon einmal gehört. Er war/ist der führende Anti-Apartheid Kämpfer Südamerikas und saß aufgrund seiner politischen Meinung 27 Jahre zu Unrecht in Haft.

The Texas Chainsaw Massacre, Das Texas Kettensägernmassaker oder Blutgericht in Texas ist ein Film, der weltweit bekannt ist, zumindest den Namen hat jeder einmal schon einmal gehört. Es ist mit einer der berühmtesten Horrorfilme auf der ganzen Welt und saß aufgrund seiner "expliziten Gewalt" zumindest in Deutschland für 38 Jahre  (zu Unrecht) auf dem Index.
Doch ähnlich wie Mandela wiederfuhr auch dem Texas Chainsaw Massacre eine späte Gerechtigkeit, zugegeben, Mandelas Schicksal war bewegender, man(dela!) möge mir den eifrigen Vergleich nachsehen!









Seit dem Dezember 2011 erhielt die ungekürzte Version dieses Klassikers zum ersten Mal eine Altersfreigabe, ironischerweise mit "keine Jugendfreigabe" betitelt. Bis zu diesem Zeitpunkt erhielt man in Deutschland lediglich stark gekürzte Fassungen des Films.

Doch wie relevant und schockierend kann ein Film überhaupt noch sein, wenn er bereits 38 Jahre auf dem Buckel hat und nicht einen einzigen digitalen Effekt beinhaltet? Das Kunstblut war nicht der Grund der Indizierung, vielmehr ein Fakt, der zeitlos ist und dem Film zum Kultstatus verhilf.

Leatherface
Schaut man sich die Handlung des Filmes an, so könnte man schnell meinen, hier den Prototypen des 08-15 Popkorn-Horrorfilm zu finden: Eine Gruppe Jugendlicher macht einen Roadtrip quer durch die USA und bleibt mit ihrem Bus in einer mehr als seltsamen Gegend liegen und macht sehr schnell mit der kannibalistisch veranlagten Familie Hewitt Bekanntschaft, deren Sohn "Leatherface" der Hauptprotagonist und Identifikationsfigur rund um den Film wird und das, obwohl er von allen Darstellern verhältnismäßig am seltensten auftaucht.

Vergleicht man den Film mit heutigen Vertretern des Horror Genres, so merkt man recht schnell, dass die Gewaltszenen weitaus weniger explizit sind als die meisten Spätnachmittagssendungen, es fliegen nicht wild Körperteile durch die Gegend und auch mit dem Blut wird verhältnismäßig gespart. Dies geschah ganz bewusst, wie Tobe Hooper, der Regisseur, selbst bestätigte, es verlieh dem Film wesentlich mehr Authentizität.

Vielmehr lebt der Film von seiner bedrückenden Stimmung.
Man kommt an den Punkt, wo es unerträglich wird hinzusehen, weil die Situation für die Teenager so auswegslos scheint und sie gleichzeitig dem masochistischen Spielchen der Hewitt Familie ausgeliefert sind.


Leatherface ist kein Übermensch, er ist weder unverwundbar noch war er sonderlich stark.
Doch unter den gegebenen Bedingungen war er Herr über Leben und Tod, die Kettensäge als verblüffend einfaches Instrument sein Zeichen der Macht in einer Gegend wo es keine Autos, kein Telefon und keine Polizei gibt. Es brauchte keine aufwendig animierten blutigen Sterbesequenzen, reichte es doch minutenlang zu zeigen, wie Leatherface einem Mädchen nachjagt um sie schließlich an den Haaren hinter sich her in den Keller des Hauses zu ziehen.

Tobe Hooper, der Regisseur dieses Kultfilms, hat hier ein Meisterwerk geschaffen, dass nicht umsonst Teil der ständigen Ausstellung des New Yorkers "Museum of Modern Art" ist.
Leatherface wurde zum Vorbild und Ursprung fast aller Horrorikonen die wir heute kennen. Unzählige Filme versuchten danach ähnliche Identifikationsfiguren darzustellen, sei es Freddy Krueger, Michael Myers, Jason Vorhees oder Hannibal Lecter. Sie alle haben einen essentiellen Wandelgemein, der vom Kettensägenmassakker ausging:

Der Focus liegt darauf, den Täter zu portraitieren, die Protagonisten treten in den Hintergrund, sind austauschbar und im Prinzip uninteressant, der Zuschauer fokussiert sich auf den Killer und das, was er ausstrahlt: Dominanz, Horror und Angst.
Diese Filme sorgten dafür, dass Leute im Kino den Opfern zuschrien sich bloß umzudrehen um dem zu entgehen, dem wir als Zuschauer schon gefühlte Stunden entgegenfiebern. Der Horror fand nicht nur auf der Leinwand statt, hauptsächlich in unseren Köpfen.

Warum also soviel Text bezüglich einer einfachen Zensur eines Filmes? Nun die Zensur machte den Film erst zu dem, was die Medien an ihm kritisierten: Eine stumpfe sinnlose Gewaltorgie. Schaut man sich nämlich die Schnitte an, die gemacht wurden um eine "ab 16" Einstufung zu erwirken, wird schnell klar, dass es hier selten um explizite Gewalt ging, sondern meist um subtilen Horror, der sich im Kopf der Zuschauer abspielt. Ohne den ist der Film aber weder Henne noch Ei. 

Wer also noch nicht in den Genuss dieses Klassikers gekommen ist sollte dies nachholen, er steht den heutigen Horrorfilmen in nichts nach und beweist einmal mehr was wir alle schon wussten:






Texaner sind schlechte Menschen! :)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen